Um ein Verständnis für Kreisläufe und Zusammenhänge im ökologischen Gemüsebau zu bekommen, ist es sinnvoll sich zunächst mit den einzelnen Komponenten auseinanderzusetzen
Der Boden
Die Grundlage auf der alle Pflanzen überhaupt wachsen können, ist der Boden. Je nach Klima- und Standortbedingungen gedeihen darauf verschiedenste Kulturen besser oder schlechter. Die Auswahl der Sorten, die Pflege und die Düngung hängt von diesen Gegebenheiten ab.
Die Böden der Bauerngärten sind im Grunde Sandböden. Durch sie rinnt das Wasser fast wie durch ein Sieb, sie erwärmen sich leicht und kühlen leicht wieder ab. Der Nährstoffgehalt ist relativ gering.
Böden unterscheiden sich neben ihrer Entstehungsgeschichte vor allem durch die Größe und Beschaffenheit der mineralischen Bodenteile, die je nach Korngröße zu Ton oder Sand gezählt werden. Dazwischen liegt der sogenannte Schluff, der einen wichtigen Anteil in Lehmböden bildet.
Zusammen bilden sie den mineralischen, also unbelebten Teil des Bodens.
Dagegen zu setzen ist der lebendige Teil des Bodens: die organische Substanz. Hat der darhin enthaltene Humus im Waldboden einen Anteil von ca. 10 % der Gesamtmasse, so ist auf den Bauerngartenböden ein Anteil von 2% durchaus ein erstrebenswertes Ziel, das dazu beiträgt, den Boden fruchtbar zu machen.
Diese Humusschicht sollten wir versuchen, zu erhalten, aufzubauen und zu verbessern. So gibt man Bodenorganismen einen Lebensraum und Pflanzen eine Nährgrundlage.
Mulchwirtschaft
Direkt und leicht nachvollziehbar ergibt sich aus der Nährgrundlage für den Boden, das Bedürfnis des direkten „Füttern“ des Bodens mit organischem Material: Pflanzenabfälle, Grasschnitt, Laub, Heu, Stroh, Mist … können direkt auf den Boden gelegt, also zum Mulchen verwendet werden.
Ist der Boden vorher gut gehackt und wird dann mit einer dicken Schicht Mulch bedeckt, beginnt sich unter der Decke ein Mikroklima zu entwickeln. In diesem fühlen sich gerade Bakterien, Pilze, Algen und Flechten (Bodenflora) sowie Regenwürmer, Engerlinge, Asseln und Tausendfüßer (Bodenfauna) so richtig wohl. Sie mineralisieren, humifizieren, zerkleinern, durchlüften und lockern den Boden auf und arbeiten so Stück für Stück das ihnen vorgelegte Futter in die obere Bodenschicht ein. Der entstandene Humus kann nun mit den Mineralstoffen aus dem Sand interagieren und diese freisetzen: Ein fruchtbarer Boden entsteht.
Fruchtfolge
Eine weitere Möglichkeit, die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten bzw. zu steigern ist eine ausgeglichene Fruchtfolge. Diese ist fester Bestandteil der ökologischen Bewirtschaftungsweise und beschreibt die zeitlich sinnvolle Abfolge von Kulturen auf einer Fläche. Dabei gilt es hier nicht nur, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und aufzubauen, sondern auch Krankheiten vorzubeugen. Der bauerngarten hat eine dreigliedrige Fruchtfolge: Gründüngung durch Klee, dann Starkzehrer und zuletzt Schwachzehrer. Starkzehrer sind „Düngefresser“: Sie vertragen und benötigen eine ordentliche Portion an verfügbaren Nährstoffen. Schwachzehrern hingegen reicht das, was die Starkzehrer ihnen übrig gelassen haben. Zum Teil können sie den Boden sogar wieder mit Nährstoffen anreichern. So kommen wir auch schon zur Funktion der Kleewege. Einige Kleearten gehören wie z.B. auch Erbsen, Bohnen und Lupinen zur Familie der Leguminosen. Die Wurzeln dieser Schmetterlingsblütler können mit („Knöllchen“-)Bakterien im Boden eine Symbiose eingehen und Stickstoff aus der Luft binden. So wandert dieser zurück in den Boden und kann als Nährstoff anderen Pflanzen wieder zugeführt werden. Dem ein oder anderen von Euch erschließt sich nun vielleicht der Hintergrund der sich drehenden bauerngarten-Spiralen.
Mischkultur
Das dritte Konzept, das wir Euch vorstellen möchten, ist die Mischkultur, die räumliche Anordnung der Kulturen. Also, welche Starkzehrer passen zu welchen Schwachzehrern in den Beeten selbst. Eine alte Bauernweisheit sagt zum Beispiel: „Pflanze Lauch neben Tomaten, werden beide gut geraten.“
Fruchtfolgen und Mischkulturen liefern nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Bodenerhaltung und -verbesserung sondern wirken auch phytosanitär: Sie tragen dazu bei, dass die Pflanzen gesund bleiben.
Durch den Wechsel der Kulturen, sowohl zeitlich als auch räumlich, können z.B. Lebenszyklen von Schädlingen durchbrochen werden und unterschiedliche Lebensräume für die verschiedensten Insekten geschaffen werden. Sie regulieren so als natürliche Gegenspieler manchen Schädlingsbefall an Pflanzen.