Zu den Fruchtgemüsen zählen viele der schmackhaften, aus südlicheren Gefilden stammenden Kulturen wie Tomate, Gurke, Zucchini, Kürbis, Paprika und Physalis. Ihnen gemeinsam ist, dass wir ihre Früchte ernten und verzehren. Im Gegensatz dazu werden bei Blattgemüsen die Blätter, bei Wurzelgemüsen die Wurzeln geerntet. Abgesehen von Zucchinis und Kürbis sind diese Kulturen in unseren Breiten klassische Gewächshauskulturen. Sie sind extrem frostempfindlich und werden deswegen meist erst nach den Eisheiligen gepflanzt. Während Zucchini, Gurke und Kürbis auch ohne Dach aus Glas oder Folie gute Erträge liefern, bleiben die Erträge von Freilandtomaten und -Paprika häufig weit hinter denen im geschützten Anbau zurück. Bei den Tomaten ist – ähnlich wie bei den Kartoffeln – die Lebensdauer begrenzt. Die Pflanzen tragen häufig nur bis in den August, dann welken sie. Dies liegt an einer Pilzerkrankung, die durch den Erreger Phytophthora Infestans hervorgerufen wird. Sie ist unter dem Namen Kraut- und Knollenfäule bekannt.
Ablauf der Jungpflanzenlieferung
Da es sich um die erste Jungpflanzenlieferung handelt, hier eine kleine allgemeine Einführung: Die Jungpflanzen stehen zur jeweiligen Lieferung bereit an den Jungpflanzenstellplätzen, diese sind vor Ort erkennbar an den vielen Jungpflanzenkisten und dem Regner den wir aufbauen. An jeder Kiste ist ein Schild mit Angabe der Gemüsekultur und der Pflanzenanzahl pro Parzelle. Zum Beispiel bedeutet „Basilikum 8/4“ acht Basilikum-Pflanzen für die große und vier für die kleine Parzelle. Wir prüfen nach einer Woche wie viel Toleranzpflanzen noch übrig sind und geben dann ggf. wenn alle ihre Chance hatten die restlichen Jungpflanzen frei. Es haben also alle Bauerngärtner in Ruhe eine Woche Zeit, sich ihre vorgesehen Pflänzchen zu nehmen.
Wenn du verhindert bist, z.B. im Urlaub, schicke am besten eine Vertretung oder frage deine Mitgärtner*innen.
Was wohin pflanzen?
Zusätzlich zu Kürbis, Salat, Basilikum, etc, liefern wir auch andere Kulturen wie z.B. Bohnenkraut oder Süßkartoffel. Es empfiehlt sich, bei der Auswahl der Pflanzen Schwerpunkte zu setzen und evtl. zugunsten der Lieblingsgemüse auf andere zu verzichten. Wie so häufig gilt auch hier: Weniger ist mehr. Auch wenn sich zur Zeit noch stellenweise freie Flächen in den Parzellen befinden, werden diese von den bereits wachsenden Kulturen zunehmend in Anspruch genommen.
Bitte informiere Dich unbedingt welches Gemüse in welche Beete kann. Bestimmte fruchtfolgeneutrale Kulturen können überall in die Parzelle, hier findest du eine Übersicht.
Platzbedarf Jungpflanzenlieferung
- Sehr sehr viel Platz benötigt der Kürbis. Eine Pflanze kann problemlos mehrere Quadratmeter ausfüllen.
- Sehr viel Platz benötigt die Zucchini. Sie füllt gerne einen Quadratmeter, sollte aber mindestens 70 cm x 70 cm Standplatz bekommen.
- Viel Platz benötigen Gurken, sowie Tomaten.
- Wenig Raum nehmen die Salate in Anspruch. Ihnen genügen etwa 30 cm Abstand zum Nachbarn.
- Platzsparend ist Basilikum. Er kommt mit 15 cm Abstand zum Nachbarn aus.
- Alle weiteren Abstände stehen auch auf den Jungpflanzenschildern.
Ernte von Fruchtgemüsen
Regelmäßiges Ernten ist bei den Fruchtgemüsen besonders wichtig. Tomaten reifen bei Hitze sehr schnell und fallen dann ab, wenn sie überreif sind. Zucchini, Tomaten und Gurken sollten generell mindestens wöchentlich geerntet werden, weil die Früchte sehr schnell wachsen können. Besonders Zucchini sollten immer geerntet werden, sobald sie größer als 15 cm sind. Ähnlich wie Tiere haben Pflanzen ein ausgeklügeltes Hormonsystem, welches unter anderem die Frucht- und Blattbildung beeinflusst. Wir sprechen hier von einem vegetativen Pflanzenwachstum, das sich auf die Wurzel- und Blattmasse bezieht, im Gegensatz zum generativen Wachstum, das die Bildung von Blüten und Früchten, den pflanzeneigenen Fortpflanzungsorganen, beinhaltet.
Pflegetipps
- Tomaten ausgeizen. Ausgeizen bedeutet, dass wir alle Seitentriebe ausbrechen. Schon wenige Tage, nachdem die Pflanze ein neues Blatt gebildet hat, sprießt zwischen Hauptachse und Blatttrieb ein neuer Nebentrieb. Dieser wird rasch größer und sollte möglichst bald entfernt werden, bevor er zu groß wird. Beim Ausgeizen verfolgen wir das Ziel, die Blattbildung konkret zu lenken und der Pflanze eine klare Struktur mit nur einer oder wenigen Sprossachsen zu geben. Werden Tomaten nicht durch Ausgeizen erzogen, wird die Pflanze buschig. Die Blätter und Früchte hängen dann auf dem Boden und werden schneller krank. Alle Tomatensorten wollen ausgegeizt werden. Eine Ausnahme bilden die Buschtomaten.
- Blüten ausbrechen ist besonders in den ersten Wochen bei allen Fruchtgemüse-Pflanzen sinnvoll. Vor allem bei den Gurken werden die Blüten auch im weiteren Verlauf des Pflanzenwachstums ausgebrochen. Hier lässt man jede zweite der Früchte stehen, die sich (ähnlich wie die Seitentriebe bei den Tomaten) in jeder Blattachsel bilden.
- Stützen und Rankhilfen sind für viele Fruchtgemüse hilfreich, zum Teil notwendig. Tomaten brauchen z.B. einen Stock als Stütze, damit sie nicht durch den Wind oder aufgrund des Gewichts der Früchte umknicken und können auch hochgebunden werden an ein kleines Gerüst. Gurken lieben einen Kletterturm, am besten aus mindestens drei pyramidenförmig angeordneten Stöcken, die in der Mitte zusammengebunden werden. Bei Kürbis gibt es Sorten, die Klettern können und wollen, der Hokkaido rankt gerne ebenerdig.
Vier Wirkprinzipien sind dabei wichtig zu verstehen, wenn wir von Fruchtgemüsen eine schöne Ernte haben wollen:
- Viele Wurzeln + Blätter = viele Früchte; wenige Wurzeln und Blätter = wenige Früchte. Von der zeitlichen Entwicklung der Pflanze her beginnt das vegetative Wachstum vor der Fruchtbildung. Sobald die Pflanze Früchte großzuziehen hat, bindet dies viele ihrer Kräfte. Wenn die Pflanze zu früh Früchte trägt, bleibt das vegetative Wachstum zurück und man erntet weniger Früchte.
- Ausgereifte Früchte sind eine Wachstumsbremse. Ziel der Pfla+nze ist – so zumindest die Biologen – die Arterhaltung. Sobald eine Pflanze wie die Gurke oder die Zucchini in den Früchten die Samen komplett ausgebildet hat, hat sie ihr Ziel erreicht und nimmt meist das vegetative Wachstum und die Fruchtbildung stark zurück. Häufig sieht man in verwilderten Parzellen sehr kleine Gurkenpflanzen, mit einer einzigen großen, ausgereiften Gurke. Gurken und Zucchini werden von daher vor der Samenreife geerntet. Ausgereifte Gurken bekommen eine gelbe, Zuchini eine dunkle, sehr feste Schale.
- Memory-Effekt. Wenn Fische in einem kleinen Teich leben und wenig Platz und Nährstoffe haben, bleiben sie deutlich kleiner als ihre Artgenossen, die im Überfluss leben. Lebt ein Maissetzling zu lange in seinem Erdpresstopf, bleibt er lieber klein. Er kann dann in die beste Erde verpflanzt werden – wenn er sich schon gemerkt hat, dass es in dieser Welt für ihn nicht viel zu holen gibt, bleibt er auch in der guten Erde klein.
- Notblüte und Blüten ausbrechen. Kommen Fruchtgemüse wie Zucchini, Kürbis und Tomaten nur ein paar Tage zu spät in den Boden, setzten sie bereits als Jungpflanze Notblüten an. Da diese wie oben beschrieben unerwünscht sind, brechen wir sie aus. Vorsicht mit der Triebspitze! Sie ist das Herz der Pflanze, aus der neue Blätter und Blüten gebildet werden können. Nie die Blüten direkt an der Triebspitze abbrechen, immer nur die älteren Blüten. Die Gefahr, dass beim Ausbrechen die Triebspitze, also das Herz, mit ausgebrochen wird, ist sonst zu groß. Durch das Ausbrechen der Notblüten versuchen wir die Pflanze zu überzeugen, wieder weiter zu wachsen, was auch sehr häufig gelingt.