Wer bei der Saisoneröffnung seinen Blick schweifen ließ, entdeckte neben keimenden Steckzwiebeln und jungen Salatpflanzen auch die ein oder andere politische Komponente. So steckte am Eingang zum Garten z.B. das Banner des „Biolandverbandes“, bei dem der bauerngarten seit Jahren Mitglied ist und welches deutlich machen soll, dass wir uns klar zum Konzept der ökologischen Landwirtschaft bekennen.
Neu mit dabei war die Fahne der „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.“ (AbL).
Anders als Bioland ist die AbL kein reiner Bioverband, sondern vertritt auch konventionelle Bäuerinnen und Bauern. Ihr Hauptanliegen ist der Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft sowie kleiner und mittlerer landwirtschaftlicher Betriebe. Die AbL setzt sich zudem für artgerechte Tierhaltung, eine umweltverträgliche Pflanzenproduktion und einen gerechten Welthandel – auch in der konventionellen Landwirtschaft – ein.
Als bauerngarten haben wir uns dazu entschieden, ebenfalls Mitglied in der AbL zu sein, da auch in der ökologischen Landwirtschaft die Konventionalisierungs- und Spezialisierungstendenzen zunehmen. Mehr noch: Unter dem Deckmantel des sogenannten „Strukturwandels“ wird in Deutschland und der EU seit Jahren eine Agrarpolitik gemacht, die kleine und mittlere sowie bäuerliche Betriebe benachteiligt und industrielle Produktion fördert. Denn von den rund 50 Mrd. Euro an Agrarsubventionen (1/3 des regulären EU-Haushaltes) welche jährlich von der EU in die Landwirtschaft ausgeschüttet werden, erhalten nur 20% der Betriebe 80% des Geldes.
Das Dogma lautet: Wer viel Fläche hat, bekommt viel Unterstützung. Ökologie und soziales Engagement der Betriebe spielen quasi keine Rolle bei der Vergabe der Subventionen.
Auch aufgrund dieser Politik halbiert sich, statistisch betrachtet, die Anzahl der Bauernhöfe in Deutschland alle 20 Jahre. Als bauerngarten sind wir davon überzeugt, dass wir nicht weniger Bäuerinnen und Bauern brauchen um Herausforderungen wie Hunger, Klimawandel oder Rückgang der Biodiversität zu begegnen, sondern mehr. In der AbL, die sich genau diesem Ziel verschrieben hat, fühlen wir uns deswegen ebenso Zuhause wie in der Ökobewegung.