Gartentelegramm No 12/2017 vollständig

Liebe Bauerngärtnerin, lieber Bauerngärtner,

entschuldigt bitte! Leider gab es einen technischen Fehler, der gestern das Gartentelegramm ohne Beiträge versendet hat. Hier nun das vollständige Telegramm.

Zum workshopfreien Wochenende gibt’s diesmal eine kleine „To-do-Liste“ fürs Parzellengärtnern mit einem expliziten Beitrag zu den Kreuzblütlern, eine Richtigstellung zum letzten Gartentelegramm und die Vorstellung eines weiteren Teammitglieds. Während das Gartentelegramm noch in der Korrektur ist, beginnt hier in Berlin der Afrika-Gipfel im Rahmen des G20-Treffens im Juli. Auch dies hat einen Bezug zur Landwirtschaft, den wir Euch nicht vorenthalten möchten.

Wir wünschen gute Lektüre, entspanntes Gärtnern und verbleiben mit gärtnerischen Grüßen,

Dein bauerngarten-Team

To Do’s in der Parzelle

Berliner Salat selber ernten

Da die Blumenbeete in diesem Jahr schwer zu erkennen waren, haben sich einige noch nicht daran getraut, unerwünschte Beikräuter zu entfernen. Anfang nächster Woche kommen jedoch neue Blumenpflänzchen und hierfür lohnt sich ein kritischer Blick in dieses 40cm breite Beet. Die neuen Jungpflänzchen können dann in die entstandenen Lücken und/oder auch in andere Beete gepflanzt werden.
Bereitgestellt werden: Löwenmäulchen, Aufrechte Tagetes, Strohblumen und Trompetenzunge.

Die Fruchtgemüse sind nun wirklich in den Parzellen angekommen: Alle haben ihren Platz eingenommen und die ersten neuen Blätter, zum Teil sogar schon Blütenansätze, haben sich gebildet. Der Kürbis hat beim „Umzug“ vor Schreck ab und an gelbe Flecken auf den Blättern bekommen, die sich nun nach und nach verwachsen. Die Blätter der Zucchini sind teils weiß gefleckt. Das liegt an der Zucchinisorte und ist noch kein Mehltau!

Der Spinat blüht und ist nun keine Gaumenfreude mehr. Seine Blätter sind ein hervorragendes Mulchmaterial. Die Wurzeln sind im Gegensatz zu den Kohlwurzeln ein toller Bodenverbesserer und können direkt in den Boden eingehackt werden. Wer nun Platz in Beet 2a hat, kann an dieser Stelle Buschbohnen und Zuckererbsen nachsäen. Falls sich im Beet Feuerbohnen befinden, raten wir dazu, den Platz freizulassen, da Letztere in den nächsten Wochen durchaus noch groß werden.

Ein kritischer Blick in die Kartoffeln: Sitzt da ein Kartoffelkäfer? – Schnell weg damit!

Manchmal ist das so eine Sache mit Theorie und Praxis: In der Theorie waren die Mairübchen eine echte Bereicherung in unserem Sortiment. Aber wenn man gerade einen Blick in die Reihe wirft, fragt man sich, ob das ernsthaft noch etwas wird?! Sehen wir es positiv: Die Blätter sind prima Mulchmaterial. Transfermulch – Biomasse, die extra zum Mulchen angebaut wird – ist hoch im Kommen! Die Wurzeln in den Eimer legen und die Blätter ab aufs Kürbisbeet!

Die Kohlrabis legen sicher in der nächsten Woche noch mal an Größe zu. Einige sind momentan noch recht klein. Bitte trotzdem unbedingt bis zur Kohldeadline ernten! Bald kommen neue Pflanzen und der Kohlrabi bekommt eine zweite Chance.

Und dann nicht vergessen: Salate ernten!

Richtigstellung Gartentelegramm 11/17

Wie einige schon bemerkt haben, ist uns leider im letzten Gartentelegramm ein Zahlendreher bei der Beetbenennung untergekommen. Im Beitrag zu den Kohleimern schrieben wir, dass das Kohlbeet 6a bis zum 16.6. komplett zu räumen sei. Es ist zwar richtig, dass das Kohlbeet mit Radieschen, Mairüben etc. bis zum 16.6. geräumt sein muss. Allerdings handelt es sich bei dem Kohlbeet um Beet Nummer 1b statt 6a. Dort wachsen die Zucchini, Tomaten etc. (hoffentlich noch lange glücklich weiter!)

Botanik der Kreuzblütler

Die Wurzeln der Kreuzblütler werden im Laufe ihres Wachstums von einem Pilz namens Kohlhernie befallen, welcher versucht, sich in ihnen zu vermehren. Um diesem Vermehrungsprozess (Sporenbildung) Einhalt zu gebieten, ist es wichtig, die Wurzeln vom Acker zu entfernen. Blätter und Blüten der Kreuzblütler sind davon nicht betroffen und können sehr gut als Mulchmaterial verwendet werden. In der Biomasse findet sich eine Menge Stickstoff, der den restlichen Pflanzen in der Parzelle so wieder zugeführt werden kann – diese sollte also auf keinen Fall im Eimer landen!
Eine kleine Ausnahme bei der Wurzelentsorgung bildet die Knolle (das Hypocotyl), die ja im Falle von Radieschen, Kohlrabi und Mairübchen unserem Verzehr geweiht ist. Hier gilt: Wer diese nicht mehr verzehren mag, sollte sie ebenfalls (ohne Blätter natürlich) in die Eimer geben.

Um sich das besser merken zu können, haben wir als kleine Hilfestellung die Graphik (siehe oben) erstellt.

Mette – eine Gemüsegemeinschaft in Kreis 10

Ist da jemand übermütig? Vielleicht hast du Dich schon gefragt, was in Kreis 10 am Standort Mette los ist. Dort ist aus fünf großen Parzellen eine Riesenparzelle erwachsen. Wege weggehackt, auffällig viel Mulch und dann steht da neben der Werkzeugkiste auch noch ein weißer Wassertank. Hier habe ich, Jennie, ein neues Gesicht im bauerngarten-Team, mich eingenistet. Das Gemüse aus meinen Parzellen geht an die „Gemüsefreunde“, eine kleine Abnehmergemeinschaft von derzeit 10 Mitgliedern im Prenzlauer Berg. Montags in der Früh ernte und tauche ich mein Gemüse, bringe es in den Norden der Stadt und ab mittags rücken meine Gemüsefreunde mit Jutebeuteln und Tupperware an und holen ihren Ernteanteil aus meinem kühlen Keller. Max und Theresa stehen mir über die Saison mit Rat, Tat und Saat zur Seite, ich lerne mehr über den Gemüseanbau, und eine bunt gemischte Gruppe von Nachbarn und Freunden staunt fernab des Ackers über die Aromaweite von feldfrischem Eichblattsalat. Aber das kennst Du ja!

Komm mich gerne in Kreis 10 besuchen, wenn du magst – ich freue mich über Erfahrungsaustausch und Gärtnertipps!

Was ein Schweineschnitzel mit der G20-Afrikakonferenz zu tun hat

Intensivlandwirtschaft hat vielfach nur noch wenig mit der Versorgung lokaler Märkte und dort ansässiger Menschen zu tun. So stammen große Teile der Futtermittel, welche benötigt werden, um  z.B. ein Schweineschnitzel herzustellen sehr wahrscheinlich aus Argentinien, Brasilien oder den USA. Dort werden sie oft unter Einsatz von Gentechnik und Pestiziden angebaut. Von dem in Deutschland produzierten Schweinefleisch werden wiederum viele Teile in die Länder des globalen Südens exportiert. Rund 10% betrug der Exportanteil der globalen Fleischproduktion im Jahr 2013. Die Gewinner dieses Systems sind in Deutschland z.B. die drei großen Schlachtkonzerne Vion, Westfleisch und Tönnies, welche sich gemeinsam gut 50% des gesamten Schlachtwertes teilen. Die Verlierer sind  Bäuerinnen und Bauern sowie die Landbevölkerung, da sie mit der Billigpreispolitik der global agierenden Konzerne meist nicht mithalten können. Schlimm ist: Dieses sowohl ökologisch als auch sozial unverträgliche System wird politisch nicht nur geduldet sondern durch Handelsabkommen und gezielte Subventionen sogar unterstützt. Auch deswegen beteiligten wir uns an der gestrigen Fahrradralley gegen die G20-Afrika-Partnerschaftskonferenz.

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