Gartentelegramm No 15/2017

Liebe Bauerngärtnerin, lieber Bauerngärtner,

in diesem Jahr müssen wir uns um die Wasserzufuhr wohl keine Gedanken mehr machen! Schon vor einer Woche wollten wir das schreiben und seither ist nochmals so viel Regen gefallen, unglaublich! Die Windböen haben zudem einen Apfelbaum in den Havelmathen erwischt – zum Glück ist er neben und nicht auf der nächstgelegenen Parzelle gelandet und hat sonst auch niemandem geschadet. Bisher kann man das Wetter als sehr wüchsig bezeichnen: Die warmen Temperaturen bringen den Kürbis richtig in Fahrt und auch Zucchini und Kartoffeln wachsen und gedeihen prächtig. Letztere sind etwas geplagt von den Kartoffelkäfern, die der Regen nun hoffentlich in Massen erwischt. Das Erntesortiment erweitert sich um Zuckererbsen, die ersten Frühlingszwiebeln und Gurken und den einen oder anderen Wirsing. Details dazu liest du in den einzelnen Beiträgen und erfährst du in den Workshops am Wochenende. Ein weiteres Mitglied aus dem bauerngarten-Team wird vorgestellt und politisch gibts auch noch was zu berichten.

Bis dahin verbleiben wir mit gärtnerischen Grüßen,

Dein bauerngarten-Team

Wirsing und Weißkohl für die Gemüsepfanne

Die Sommerferien stehen vor der Tür und so manche Ernte will geplant sein, damit nicht vor dem Urlaub der Kühlschrank überquillt. In zwei Wochen müssen Weißkohl und Wirsing vom Acker – das ganze Kreuzblütlerbeet 1A geht in die Schwarzbrache-Phase. Wer jetzt schon den einen oder anderen Kohlkopf mitnimmt, hat vermutlich pünktlich bis zum 14.7. alle verspeist. Da es sich um Sommerkohl-Sorten handelt, werden die Köpfe nicht so groß wie man das vom herkömmlichen Herbstkohl erwartet. Pak Choi, Chinakohl und Grünkohl werden in zwei Wochen gepflanzt. Radieschen, Kohlrabi und Rucola in sechs Wochen: Die Kreuzblütler werden also Ende August wieder in den Erntekörben vorzufinden sein.

Kleiner Kräuter-Knigge

Die Kräuterbeete in der Mitte der Kreise erfreuen so manche Bauerngärtner*innen. Die Herausforderung besteht in der gemeinsamen Pflege und Ernte: Regelmäßiges Hacken verhindert Überwucherungen und die Kräuterstauden können gut wachsen und gedeihen.
Bei der Ernte gilt: Immer das obere Drittel eines Stängels abknipsen, so verzweigt sich die Pflanze schön und wächst von unten kräftig nach. Blüten sollten möglichst abgeschnitten werden, um weiteres Blattwachstum anzuregen. Durchschnittlich gibt es im Kreis 28 Parzellen. Es steht also jedem 1/28 der Kräuter zu. Viele im Kreis kennen sich und haben herausgefunden, wer an Kräutern interessiert ist und wer nicht. Dadurch kann sich der Kreis der Pflegenden verringern und die Ernte pro Kopf erhöhen. Bevor also radikal geerntet wird, sollte geklärt werden, ob es noch weitere Kräuter-Interessenten gibt. Hierzu empfehlen wir eine Forum-Gruppe.

Klick: >> Für alle Neu-Interessierten hier noch eine kleine Übersicht über die Kräuter und ihre Verwendung.

Erntezeit für Zuckererbsen

Die Erntezeit für Zuckererbsen hat wieder begonnen. Die Schoten werden in der Regel geerntet, bevor sie ganz gefüllt und die Erbsen ausgereift sind. Sie werden mit Haut und Haaren bzw. mit Haut und Schote verzehrt und müssen nicht ausgepult werden. Das Erntefenster erstreckt sich dabei über mehrere Wochen. Solange noch Blüten zu sehen sind, bilden die Pflanzen neue Schoten. Regelmäßiges Abernten hilft dabei, die Ernteperiode möglichst lange andauern zu lassen.

…und Gurken

Im Gegensatz zu den Tomaten lieben die Gurken Wasser von oben und feucht-warmes Klima. Die Ersten wurden schon in den Parzellen gesichtet und die eine oder andere bereits geerntet. Es handelt sich bei der Sorte um Freiland-Landgurken. Sie werden nicht so lang wie die herkömmlichen Schlangengurken und haben eine festere Schale mit wenigen, kleinen Stacheln. Das Fruchtfleisch ist knackig, fest und sehr aromatisch. Wer regemäßig erntet und nicht vergisst, jede zweite Blüte auszuknipsen, wird lange Gurken ernten können. Am einfachsten geht dies, indem man die ca. 12cm lange Frucht einfach am Ansatz abdreht.

 

… und noch ein Gesicht im bauerngarten-Team

Nun ist es an der Zeit, Dir endlich Anja Wünsch vom bauerngarten-Team vorzustellen. Seit März 2017 ist sie fester Bestandteil unseres Teams und für die Entwicklung weiterer Standorte, insbesondere im stark nachgefragten Pankow zuständig. Dazu gehört neben dem Kontaktaufbau zu Flächeneigentümern und möglichen Kooperationspartnern auch die Verbreitung unserer Anliegen bei politischen Entscheidungsträgern und der Presse. Als Diplom-Geoökologin ist sie in der Feldmark schon lange Zuhause – sie liegt ihr sozusagen im Blut. „Am spannendsten ist es immer, wenn man das erste Mal eine potentielle Fläche sieht. Schnell ist der neue bauerngarten-Standort im Kopf erträumt, die Verkehrsanbindung ausgelotet und auch über die Namensgebung wird gerne schon mal philosophiert. Doch bis zur Eröffnung des lang ersehnten neuen Standortes braucht es einen langen Atem.“ Den hat Anja auf jeden Fall. Sie glaubt fest daran, dass der bauerngarten bald weitere Kreise für die vielen interessierten Berliner*innen ziehen wird.

 

Bauernverbandsspitze und Bundesregierung – Eure Agrarpolitik ist Mist!

Am letzten Mittwoch war es wieder so weit: Die Spitze des „Deutschen Bauernverbandes“ (DBV) traf sich im luxuriösen Estrel-Hotel & Kongresszentrum in Berlin Neukölln zum jährlichen „Bauerntag“. Mit von der Partie waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Landwirtschaftsminister Christian Schmidt. Beide machten in ihren Redebeiträgen deutlich, dass sie, genau wie die Spitze des DBV, nur wenig Interesse an grundlegenden Veränderungen innerhalb der Landwirtschaft haben. So sprach sich Angela Merkel klar für die Wiederzulassung des umstrittenen Totalherbizides Glyphosat sowie den Erhalt der jetzigen Struktur der Agrarsubventionen aus. Christian Schmidt machte deutlich, dass er an der Exportorientierung der Agrarwirtschaft festhalten möchte, statt die Produktion für lokale Märkte zu stärken. Sein Plädoyer: „Warum nicht deutsche Milch im chinesischen Kühlschrank?“ Wir vom Bauergartenteam meinen: Eine solche Agrarpolitik ist Mist. Was wir brauchen, ist die Förderung regionaler, bäuerlicher und ökologischer Strukturen. Mit Vergnügen haben wir uns deswegen am vergangenen Mittwoch an den Protestaktionen der „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ (AbL) und „Greenpeace“ beteiligt und gemeinsam mit einem Berufskollegen und unserem kleinen Traktor vor dem Kongresszentrum eine Fuhre Mist abgeladen.