Nachlese Grundbegriffe Ökolandbau 2017

Brainstorming – Was bedeutet Ökolandwirtschaft für mich?

Begriffe die in diesem Zusammenhang von den Kursteilnehmern genannt wurden:

Keine Spritzmittel/Pestizide, Fruchtfolge, Regionalität, keine chemischen Dünger, Gründüngungsanbau und Mischkultur, kurze Wege/kleine Betriebe/weniger Maschinen, natürliche Dünger

Anfänge der Ökolandwirtschaft

Biolandwirtschaft entwickelte sich in Deutschland in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts als Gegenbewegung zu einer zunehmend industrialisierten Landwirtschaft. Wichtige soziale Strömungen dieser Zeit waren dabei die Lebensreformbewegung und der landwirtschaftliche Kurs von Rudolph Steiner, Begründer der Anthroposophie.

Klick –> „Geschichte des Ökolandbaus“ vom Bundesverband Ökologischer Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft BÖLW

Warum so wenig Bio?

1996 waren 1,3% der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland biozertifiziert, heute sind es immerhin knapp 9% (vgl. bmel.de). Trotz dieser enormen Steigerung müssen wir die Frage aufwerfen: Was kann konventionelle Landwirtschaft besser als ökologische, dass sich Biolandwirtschaft so langsam verbreitet? Stichworte von den Kursteilnehmern: Billiger für die Käufer, mehr Erträge pro Fläche (Welternährung), weniger Arbeit, man kann besser Geld damit verdienen.

Unsere Erklärung, warum Bio bisher so wenig verbreitet ist:

  • Mit Biobauern kann man schlecht Geld verdienen. In Agrarpolitik und gesellschaftlicher Diskussion um Landwirtschaft sind Marktakteure, die mit der Landwirtschaft ihr Geld verdienen schlechter vertreten als solche, die an der Landwirtschaft verdienen. Zulieferer der Landwirte wie Agrarchemie, Dünge-, Spritzmittel- und Technikhersteller und die großen Züchter haben eine hervorragende Interessenvertretung in der Agrarpolitik. Ebenso der Handel und die Verarbeitungsbranche. Überspitzt gesagt: Ein Biobauer, der keine Pestizide kauft, sondern vorbeugend arbeitet, der statt Kunstdünger seinen eigenen Mist verwendet und der am Ende seine Produkte selber auf dem Wochenmarkt verkauft ist – wie Windernergie für Vattenfall – schlecht fürs Geschäft.
  • Konventionelle Landwirtschaft bietet einfache und schnelle Lösungen für Landwirte. Bei der Arbeit kennen wir das alle: Spaß macht es (gerade bei praktischer Arbeit), wenn man vorankommt, wenn man seine Ergebnisse sieht und wenn man einen Weg gefunden hat, die Dinge möglichst wenig umständlich zu machen. Ein Problem, eine Lösung, nächstes Problem, nächste Lösung. Konventionelle Landwirtschaft macht Landwirte glücklich, weil sie in ihrer täglichen Arbeit wirkmächtig sind. Wenn ich als Biolandwirt heute ein Problem erkenne, muss ich oft lange nach den Ursachen suchen. Habe ich sie richtig erkannt und steuere dann konsequent dagegen, kann es trotzdem manchmal Jahre dauern, bis ich das Problem behoben habe.
  • Sowohl in der Forschungslandschaft als auch in der Berufslehre im Bereich Agrar ist die Ökolandwirtschaft zu wenig vertreten.
  • Von der EU-Agrarpolitik, insbesondere der flächenbezogenen Agrarförderungen, profitieren große, spezialisierte, flächenstarke Betriebe weit stärker als diversifizierte bäuerliche Betriebe (zu denen viele Biobetriebe zählen).
  • Viele der großen Flächeneigentümer wie Kommunen, Kirchen, die Deutsche Bahn, sowie in Berlin die Berliner Stadtgüter interessieren sich bisher kaum dafür, ob die von ihnen verpachteten landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet werden oder nicht. Schwer zu verstehen, da sie ja durch Ökolandbau die Bodenqualität steigern und zumindest teilweise einen öffentlichen Auftrag der Gesellschaft erfüllen, die mehrheitlich Ökolandwirtschaft möchte.

Was macht Ökologischen Landbau aus?

„Früher war alles Bio!“, hört man öfter, oder Bio sei vor allem das Weglassen bestimmter Maßnahmen wie Spritzen oder Düngen. Beides stimmt so nicht. Historische Landwirtschaft war oft wenig nachhaltig, der Boden schnell ausgelaugt durch einseitigen Anbau. Und Biolandwirtschaft ist weit mehr, als nur der Verzicht auf bestimmte unbeliebte Maßnahmen. Von konventionellen Kollegen hört man oft: „Wie soll das denn ohne Spritzen gehen?“, weil sie die Alternative nicht sehen.

Präventive, ganzheitliche Maßnahmen: Im Kern der Bemühungen der Ökolandwirtschaft stehen die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, der Versuch, möglichst geschlossene Stoffkreisläufe in den Betrieben zu realisieren und hohe Standards bei der Tierhaltung zu verwirklichen.

Klick –> Was ist Ökolandbau? (ebenfalls vom BÖLW)

Kernbereiche, in denen sich die Ökolandwirtschaft von konventioneller Landwirtschaft deutlich unterscheidet, liegen im Umgang mit Beikraut, Pflanzenkrankheiten und Düngung.

Düngung erfolgt im Ökolandbau mit möglichst viel eigenbetrieblichen Wirtschaftsdüngern wie Mist oder Gülle. Im konventionellen Anbau wird dies ergänzt oder ersetzt durch leicht lösliche, mineralische Dünger. Grundidee bei der ökologischen Pflanzenernährung ist: Wir ernähren den Boden, dieser ernährt die Pflanzen. Die Nährstoffe werden im Ökolandbau überwiegend in Formen zugeführt, die erst vom Bodenleben verdaut werden müssen, um pflanzenverfügbar zu werden. Konventionelle Dünger sind sofort oder zumindest viel schneller pflanzenverfügbar.

Klick –> Düngung im Ökolandbau

Beikrautregulierung im Ökolandbau erfolgt vor allem auf zwei Wegen:

  • Durch mechanische Beikrautregulierung wie Hacken, Häufeln, Striegeln, häufig kombiniert mit einer intensiveren Bodenbearbeitung.
  • Durch eine Fruchtfolge, die beikrautunfreundlich ist und z.B. mit mehrjährigen Gründüngungen versucht, die Beikräuter in den Griff zu bekommen.

Pflanzenschutz gibt es im Ökolandbau auch. Die zugelassenen Akutmittel sind überwiegend weniger wirksam, als die im konventionellen Anbau verwendeten und als Ausnahme von der Regel zu verstehen, und nicht – wie Antibiotika in der konventionellen Schweinemast – als fester Bestandteil eingeplant.

Klick –> Wird im Ökologischen Landbau gespritzt?

Weitere Workshop-Themen, die beizeiten weiter ausgeführt werden:

  • Prozessqualität versus Produktqualität
  • Biolandwirtschaft zwischen Ideal und Kompromissen
  • Biolandbau und Regionalität, Betriebsgröße, Spezialisierung