Feldfrucht-Brief No 2: Käfer, Kürbisse und kolossaler Regen

Liebe Feldfrucht-Freunde!

Der Sommer hat seinen Zenit überschritten und die Feldfrüchte auf unserem Acker im Volkspark Pankow sind nun langsam ausgereift. Die vergangenen Wochen waren dabei für die Landwirtschaft eine echte Herausforderung. Unglaublich viel Niederschlag, nur kurze Trockenperioden, extrem viele Kartoffelkäfer.

Der kleine Leptinotarsa decemlineata, übersetzt Zehnstreifen-Käfer, kann auf einem Kartoffelfeld erheblichen Schaden anrichten. Käfer und Larven fressen die Pflanzen kahl, diese stirbt verfrüht ab, das Knollenwachstum wird eingestellt. Aufgrund des warmen Winters und Frühjahrs gab es in diesem Jahr eine echte Kartoffelkäferplage. Wir hatten mit dem Absammeln der Vielfraße also alle Hände voll zu tun.

Es ist schon erstaunlich, wie furchteinflößend ein kleiner Käfer sein kann. Es gibt bis heute Gerüchte, dass der Kartoffelkäfer als Kampfmittel eingesetzt wurde (eine schöne Übersicht über die Geschichte des Kartoffelkäfers gibt es hier). Die Deutschen behaupteten im 2. Weltkrieg, dass die Engländer das gefräßige Insekt über ihren Feldern abwürfen und die DDR erschuf ganze Legenden um den „Amikäfer“ Karl Kahlfraß, um die Angst vor dem Erzfeind im Westen zu schüren. Tatsächlich scheinen aber nur die Deutschen tatkräftig gewesen zu sein. Die Wehrmacht forschte am Tier und warf zu Versuchszwecken im Jahr 1943 ganze 14.000 Käfer über der Pfalz ab. Aus 8.000 Metern Höhe. Das Gruselige ist: Sie überlebten. Zum Kampfeinsatz kamen die Käfer aber dann doch nicht.

Ein berühmt berüchtigter Überlebenskünstler ist er also, dieser Käfer. Und dazu auch noch ungenießbar. Nicht mal ihre Hühner würden die Käfer anrühren, erzählte uns jüngst die Biokontrolleurin, ganz im Gegenteil, das Federvieh würde sogar in die entgegengesetzte Richtung fliehen.

Nach den Käfern kam der Regen. Und hörte nicht mehr auf. Zu viel Staunässe im Boden schadet den Kartoffelknollen und Traktorarbeiten werden unmöglich im aufgeweichten Boden. Also haben alle Kartoffelbauern der Region gebibbert. Wir hatten Glück. Der sandige Boden hat einigen Regen verziehen, und es wurde rechtzeitig wieder trocken. Das Laub der Kartoffel verwelkt zunehmend, die Knollen sind nun schalenfest und damit erntereif. Wir stehen in den Startlöchern zur Ernte und sind unglaublich gespannt.

Während der Regen uns auf der rechten Ackerfläche sorgte, erfreuten sich die Kürbisse auf der linken Seite am feuchten Grund. Zwar haben auch Hokkaido, Butternut und Muskat kein Seepferdchen, aber Pflanzen und Früchte sind nicht so anfällig wie Kartoffeln und brauchen für die Fruchtbildung reichlich Wasser. Derzeit wogt ein wahres Blättermeer auf dem Acker, während unten im Dickicht die orangenen Hokkaidos leuchten. Auch sie sind so gut wie erntereif.

Es geht also auf die Ernte zu. Diese ist im ersten Anbaujahr besonders aufregend. Wir berichten im nächsten Feldfrüchtebrief.

Bis dahin genieße den Spätsommer!

Mit gärtnerischen Grüßen,

Dein bauerngarten-Team

 

PS. Unsere Kartoffeln und Kürbisse werden wir dann ab Ende September zur Abholung bereitstellen. Genauere Infos dazu versenden wir zeitnah per E-Mail.

Wer noch bestellen möchte, kann das hier gerne tun. Wer Interesse an größeren Mengen Kartoffeln und Kürbissen hat, der melde sich gerne unter feldfrucht@bauerngarten.net.