Liebe Bauerngärtnerin, lieber Bauerngärtner,
das Jahr ist fast rum. Und, weil man so etwas Neues wie ein Jahr am Besten auch sortiert beginnt, hat Theresa vor Kurzem unsere Autos geputzt. Dabei förderte Theresa einige Zeitzeugen der Saison 2018 zu Tage. Eine rote Beete Jungpflanze ohne Topf war da seit der Pflanzwoche im April im hinteren Teil des Kofferraums mumifiziert. Dichtungsringe von Bewässerungspumpen klebten unter Fußmatten und minikleines Möhrensaatgut war über die Saison heimlich in Polsterritzen durch die Stadt gereist. Dann grub Theresa tiefer. Und förderte aus den schattigen Tiefen unter den Sitzen Kronkorken zu Tage, vom verdienten After-Acker-Bier. Und Servietten, die mal zu einem Ensemble aus Bockwurst, Senf und Pappteller gehörten. Weil wir nach den hitzigen langen Tagen im Sommer oft so absurd Lust auf salziges Essen hatten.
Was war das für ein Jahr!
Es begann im dunklen verschneiten Wald. Dort hatte der Förster für uns 250 Robinienstämme gestapelt. Die wurden später unser neuer Zaun in Ahrensfelde. Mit der Standorterschließung in Ahrensfelde waren wir im Team im Februar und März gut ausgelastet. Außerdem bekam auch Mette eine neue Werkzeughütte.
Im April überraschte uns während der Pflanzwochen die Sonne mit T-Shirt Wetter. Wer hätte da geahnt, dass sich der unstillbare Sommer nur zu ersten Aufwärmübungen gestreckt und geräckelt hatte. Die nette Wärme wurde schnell zu Hitze, die nicht mehr verging.
Mit der Sonne kamen im Frühjahr auch die Jungpflanzen schnell in Gang. Einmal umgedreht gab es Spinat, die ersten Salate und Radieschen. Und dann mussten wir uns alle mit dem Ernten schon beeilen, so schnell ging es. Ob des Wetters waren alle Kulturen ihrer Zeit voraus. Anfang Juni wollte der erste Satz Fenchel vom Acker und das Basilikum fächerte sich in den Beeten zu opulenten duftenden Büschen aus. Dem nahm sich die Petersilie ein Beispiel, wuchterte unbeirrbar und stand bis zum Resteplündern in den Parzellen.
Während an vielen Stellen der Kohl und später auch die Salate unter der andauernden Hitze litten, drehten die Fruchtgemüse-Kulturen richtig auf. Die Gurken! In den vergangenen Jahren wurde jeder Trieb gehegt, die einzelnen Früchte sehnsuchtsvoll freudig in Empfang genommen. Dieses Jahr hatten wir Gurken so groß wie Nudelhölzer. Und viele. Kurz darauf kamen die Tomaten in Gang. Und auch die waren motiviert. So mancher Bauerngärtner verscholl beim Pflücken in seinem Tomatenbusch. Tauchte dann aber immer wieder auf. Mit fett Beute. In Havelmathen dokumentierte eine Parzellengemeinschaft ihre Saisonernte von über 1000 Tomaten an drei Pflanzen!
Die Hitze war natürlich auf dem Acker Thema Nummer eins. Und dem naheliegend die Bewässerung. Die erwies sich im Großen und Ganzen als sehr zuverlässig. Wobei der Bewässerungscomputer in Pankow Ende Juli Autonomiebestrebungen hegte. Ein Wochenende lang steuerte er die Kreisregner launisch zu unterschiedlichsten Tag- und Nachtzeiten an. Wir mussten ihn schließlich austauschen. Rückblickend aber freuen wir uns, dass die Bewässerung unserer Kreise in diesem außergewöhnlichen Jahr so gut funktioniert hat. Es war doch eine harte Bewährungsprobe.
Es wurde Herbst. Bauerngärtner*innen trugen Kürbisse und Lauch nach Hause. Aber andere hatten großen Hunger. An einem Freitagabend im Büro erreichte uns der Anruf aus Havelmathen. Wildscheine waren eingebrochen und hatten sich zielsicher durch die Kartoffelbeete gearbeitet. Das Wildschein als solches, eher grobmotorisch veranlagt, hatte bei seiner „Kartoffelernte“ hier und da leider auch eine Menge anderer Kulturen weggerüsselt. Und wir lernten: Bauerngärtner*innen sind nicht nur Gemüse-, sie sind auch Tierfreunde. Den Schweinen gedieh eine Menge Solidarität an. Auf keinen Fall solle man den Förster rufen, erbat ein Havelgärtner. Und die Tiere hätten halt Hunger bei dieser Trockenheit. Besäße die Rotte eine Mailbox, wir hätten eure solidarischen E-Mails gerne weitergeleitet.
An dieser Stelle noch einmal einen großen Dank an die Havelgärtner*innen für eurer Verständnis!
Neben den bauerngärten haben wir auch in diesem Jahr wieder Gemüse in der Dreifelderwirtschaft im Botanischen Volkspark in Pankow angebaut. Zwiebeln, Rote Beete, Kartoffeln und Kürbis gediehen dank Bewässerung und konstanter Pflege recht ordentlich. Weil sich im vergangenen Jahr immer wieder ernteambitionierte Parkbesucher in das Kürbisfeld verstiegen, haben wir dieses Jahr eine Selbsterntekasse aufgestellt. Sie wurde sehr dankbar angenommen ;). Man lernt schließlich stetig dazu, sowohl beim Anbau als auch beim Marketing. Sehr gefreut hat uns, dass auch in diesem Jahr wieder so viele Bauerngärner*innen bei uns Kartoffeln und Kürbis bestellt haben.
So also war das Jahr. Der Sommer unendlich, die Ernte reich und im Osten der Stadt gibt es einen neuen bauerngarten. Gut, dass da unser Team schon wieder gewachsen ist. Es mag zwar noch etwas dauern, bis die kleine Jana Traktor fahren kann, in Kartoffellager und Werkstatt ist Theresas Tochter aber schon jetzt so gut wie Zuhause.
Nun, zum Jahresende bedanken wir uns bei allen Bauerngärtner*innen herzlich für euer Vertrauen, für eure Feedbacks und euer Engagement!
Wir wünschen ein ruhiges Jahresende und einen frohen Start in das neue Jahr.
Wir sehen uns im März zur Ackerbegehung!!!
Herzlich,
Max, Theresa, Phillip, Anja, Jennie, Andreas, Regine