Gartentelegramm 14/2019

Liebe Bauergärtnerin, lieber Bauerngärtner,

es war im Sommer 2017. In Kreis 9 am Standort Mette gärtnerte eine Schulklasse. Emsig tänzelten die Schüler*innen zwischen den Beeten hin und her, identifizierten Gemüse („Kraaaass, voll fett der Salat!“), hackten und jäteten vor sich hin. Die Lehrerin (nennen wir sie hier anonymisiert „Frau Schneider“) stellte geduldig die unbekannten Gemüsekulturen vor (Mangold, Pastinake, Sellerie) und erklärte die Arbeitsgeräte (Hacke und Harke, hä?). Ein Junge war besonders konzentriert. Er jätete, war aber immer wieder verwirrt. Alle paar Minuten hielt er inne, zeigte auf das blättrige Etwas vor sich und rief lauthals über den Acker: „Frau Schneider, ist das hier gut oder ist das Müll?“ Mehrmals korrigierte ihn die Lehrerin geduldig: „Das ist Unkraut, kein Müll!“ Aber es half nichts, der Schüler hielt alles Nicht-Gemüse für entsorgbar. Bauerngärtner*innen wissen nach einer Weile: pflanzlichen Müll gibt es nicht. Denn am Ende ist alles Beikraut wertvolles Mulchmaterial. Geschmunzelt haben wir an diesem Tag auf dem Acker dennoch alle.
Mehr zum Thema Mulch und Beikraut-Entsorgung liest du unten. Außerdem gibt es Tipps zum Ernten und Pflegen in Deiner Parzelle und einen Beitrag zur kuriosen Ähnlichkeit von jungen Marienkäfern und Kartoffelkäfern.

Ein frohes Mittsommerfest wünscht,

Dein bauerngarten-Team

Ernterundschau im Juni

Es ist Mittsommer und die Erntebeutel werden immer voller. Was ist los in unseren Gärten? Hier ein paar Hinweise zu Pflege und Ernte:

  • Oft wurde beim Workshop am vergangenen Wochenende gefragt, ob der Mangold vereinzelt werden soll. Wir haben den Mangold in kleinen Pressballen gepflanzt, in einigen dieser Ballen sitzen zu viele Pflanzen, welche sich gegenseitig den Platz wegnehmen. 2-3 Mangoldpflanzen pro Presstopf sind ausreichend. Die übrigen kannst du vorsichtig knapp über dem Boden abschneiden.
  • Der Kürbis freut sich über viel Mulch, die Zucchini sind flink und wollen regelmäßig beerntet werden (s.u.).
  • Wer mag, kann einige Zwiebeln schon mit dem Grün als Frühlingszwiebeln ernten.
  • Der Lauch kommt nun endlich in die Gänge. Er freut sich, wenn du ihn regelmäßig anhäufelst, so behält er später seine „weißen Füße“.
  • Der Basilikum beginnt zu blühen. Knipse hier regelmäßig großzügig alle Blüten ab, dann behält die Pflanze ihren aromatischen Geschmack und bildet weiter neue Blätter aus.
  • Der Fenchel ist in den meisten Beeten erntereif. Wenn die Knollenblätter an den Rändern gelb und trocken werden, wird der Fenchel allmählich holzig. Wenn du nach der Ernte das Grün abschneidest, bleibt die Frucht im Kühlschrank länger frisch. Ist Dein Fenchel klein geblieben? Im August bekommen wir noch einen zweiten Satz Jungpflanzen.
  • Schnittlauch und Petersilie können ab in den Salat oder die Gemüsesuppe. Die Blätter der Petersilie wie beim Mangold von außen abbrechen, sie wachsen von innen heraus nach. Den Schnittlauch immer komplett abschneiden, er wächst in 10-14 Tagen nach.
  • Die verbliebenen Gurkenjungpflanzen aus der Nachlieferung sind jetzt für alle freigegeben.

Kompostieren auf der Parzelle mit Mulch

Die eingangs zitierte Anekdote illustriert ein Phänomen, das wir im bauerngarten immer wieder erleben. Es wurde in der Parzelle ordentlich aufgeräumt und dann stellt sich die Frage: Wohin mit dem herausgerissenen Beikraut? Dahin, wo es den besten Nutzen hat, nämlich direkt auf Deine Beete. Mulchen hat einen dreifachen Effekt: Es düngt, schützt vor Austrockung des Bodens und erspart Jätarbeit. Mehr Informationen über die Effekte des Mulchens und wie genau das funktioniert, liest du in diesem Beitrag zum Thema:
>>> Klick: Artikel Magic Mulch
Es ist also Absicht, dass wir keine Komposthaufen im bauerngarten angelegt haben. Wir bitten Dich, keine Beikräuter außerhalb Deiner Parzelle zu entsorgen (an Hütten, Zäunen oder außerhalb des Blumenbeets). Stapele sie lieber üppig um die Kulturpflanzen herum in Deiner Parzelle. Boden, Pflanzen und dein Rücken werden es Dir danken.

Zuckererbsen blühen

Die Zuckererbsen blühen und zeigen erste Fruchtansätze. Jetzt geht es schnell: in 7-10 Tagen kannst du anfangen zu ernten. Wenn die Schoten beginnen, sich mit den Erbsensamen zu füllen, solltest du sie mit zwei Fingern abknipsen. Hier gilt: wer wöchentlich fleißig pflückt, hat nicht nur regelmäßig leckere Zuckererbsen auf dem Teller, sondern auch ein recht langes Erntefenster, denn die Pflanze produziert durch die ständige Ernte immer wieder neue Schoten nach.

Kleiner ist feiner – Zucchini ernten

Es lohnt sich, ein Auge auf die Zucchini zu haben, Altgärtner*innen wissen um die Wuchskraft dieser Pflanze. Hier einige Hinweise zur Ernte:

  • Jede Woche alle Früchte, die größer als eine Hand sind, mitnehmen. Die Zucchinis wachsen wirklich sehr schnell und die kleinen Früchte schmecken am besten! Hier im  >>> Forum haben Bauerngärtner*innen im vergangenen Jahr leckere Zucchini-Rezepte getauscht.
  • Männliche Blüten (die an den langen Stengeln) tragen keine Frucht und können verzehrt werden. Allerdings befruchten sie die Weiblichen. Wer zu viele Blüten rausnimmt, hat weniger Früchte
  • Die Früchte am Strunk abdrehen oder abschneiden. Am besten geht eine Mischung aus beidem, also zuerst anschneiden und dann abdrehen.
  • Je größer du die Früchte werden lässt, desto weniger Früchte wirst du – statistisch gesehen – ernten.

Die Kohlbeete – ernte Sommerkohl!

Die Sommerferien stehen ins Haus und so manche Ernte will geplant sein, damit nicht vor dem Urlaub der Kühlschrank überquillt. In gut zwei Wochen müssen Weißkohl und Wirsing vom Acker – das ganze Kreuzblütlerbeet 5A geht in die Schwarzbrache. Wer jetzt schon den einen oder anderen Kohlkopf mitnimmt, hat vermutlich pünktlich bis Anfang Juli alle verspeist. Da es sich um Sommerkohl-Sorten handelt, werden die Köpfe nicht so groß wie beim herkömmlichen Herbstkohl. Wenn der Kohlkopf fest ist, wird er nicht mehr viel größer und du kannst ernten. Manchmal bildet sich überhaupt kein fester Kopf , die Blätter bleiben ein loser Strauß. Der Kohl sieht dann nicht so schön aus, die Blätter machen sich aber dennoch gut in Suppen oder Curries.

Zum Verwechseln ähnlich

Noch immer sind viele Kartoffelkäfer unterwegs. Die gelb-schwarzen Käfer legen Eier (oben links im Bild) aus denen dann rosafarbene sehr gefräßige Larven heranwachsen. Hier hilft nur Absammeln, so oft es geht. Irritierenderweise sehen die Larven des Kartoffelkäfers dem Nützling Marienkäfer im Puppenstadium (im Bild auf dem Blatt zu sehen) sehr ähnlich. Die schwarz-gelben Marienkäferlarven verpuppen sich und nach 6-9 Tagen schlüpft der Marienkäfer. Bei genauerem Hinsehen sind Marienkäferpuppen kleiner, außerdem kleben sie sich mit Hilfe eines Sekrets am Blatt fest.

Nächste Jungpflanzenlieferung und Herbstaussaat

Die nächste Jungpflanzenlieferung fällt in die Sommerferien. In der zweiten Juli-Woche (genaue Termine/Standort siehe unten) liefern wir Rucola, Eichblattsalat und Grünkohl. Als Herbstsaatgut stehen ab diesem Termin dann auch Zuckererbsen, Radieschen und Herbstbohnen in den Werkzeughütten und -kisten bereit. Bohnen können bis Mitte Juli, Zuckererbsen bis Ende Juli ausgesät werden. Also zögere nicht zu lange!

Termine

  • Nächste Ackersprechstunde
    Pankow: Montag, den 24.06., 18-19 Uhr
    Havelmathen: Dienstag, den 25.06., 18-19 Uhr
    Mette: Mittwoch, den 26.06., 18-19 Uhr
    Ahrensfelde: Donnerstag, den 27.06., 18-19 Uhr
  • Nächste Jungpflanzenlieferung (freigegeben ab 17 Uhr)
    Pankow: Montag, den 08.07.
    Havelmathen: Dienstag, den 09.07.
    Mette: Mittwoch, den 10.07.
    Ahrensfelde: Donnerstag, den 11.07.