Kontrolle ist besser als Vertrauen und Rechnen besser als Raten. Das gilt auch für die Bewässerung im bauerngarten. Daher hier ein paar handfeste Fakten:
Im Frühjahr haben wir in jedem Kreis mindestens einen Regenmesser aufgestellt, den wir wöchentlich ablesen und die Wassermengen notieren. So sehen wir bei jedem Kreis, ob genug beregnet wurde und steuern gegebenenfalls nach.
du selbst kannst die Bodenfeuchte mit der Spatenprobe kontrollieren. Das machen wir im Team auch regelmäßig. Zusammen mit den Auswertungen der Regenmesser bekommen wir so ein sehr konkretes Bild davon, wie es um die Bodenfeuchte bestellt ist.
Die wöchentliche Bewässerungsdauer im bauerngarten beträgt im Normalfall 4 Stunden für jeden Gartenkreis. Bei großer Hitze und lang anhaltender Trockenheit erhöhen wir sie auf 6 Stunden. Diese 4 bzw. 6 Stunden verteilen sich auf zwei Nächte (Zeitraum: 20 Uhr bis 8 Uhr) in der Woche, wobei nicht alle Kreise in denselben zwei Nächten bewässert werden. Der Grund dafür ist ein technischer: Damit die Kreisregner das Wasser ausreichend weit werfen, muss das Wasser mit hohem Druck aus dem Regner schießen. Das geht nur, wenn nicht alle Regner gleichzeitig laufen, sondern zeitlich versetzt nacheinander an die Reihe kommen. Deshalb können nicht alle Kreise in einer Nacht bewässert werden und deshalb sehen manche Kreise am Morgen trockener aus als andere.
Die wöchentlichen Bewässerungsgabe bewegt sich bei der oben genannten Bewässerungsdauer zwischen 25 und 35 ml Niederschlag. Das entspricht rund 30 Litern pro Quadratmeter oder 24.000 Litern pro Gartenkreis.
Immer wieder werden wir bei heißem Wetter gefragt, ob es Sinn macht, mit der Gießkanne nachzugießen. Die Antwort lautet: Ja, an einigen wenigen Stellen macht es schon Sinn: In den äußeren Beeten, also am Kreisrand, wo bei starkem Wind manchmal das Wasser des Kreisregners nicht mehr hingelangt. Und an den Stellen, an denen ihr ganz frisch Jungpflanzen eingesetzt habt. Ein Blick auf die Zahlen macht deutlich, dass es keinen Sinn macht, die gesamte Parzelle mit der Gießkanne zu bewässern:
24.000 Lieter bringen die Kreisregner bei Hitze jede Woche auf jeden Kreis. Das entspricht 2.400 Gießkannen pro Woche und Kreis. Das sind immer noch 133 Gießkannen auf eine große Parzelle oder 67 auf eine kleine Parzelle. Die professionelle Bewässerungstechnik leistet also enorm viel und es ist schwer möglich, mit Gießkannen ähnliche Mengen zu bewegen. Deshalb gilt: Wenn du Dir die Mühe machst, volle Gießkannen zu schleppen, dann setze Prioritäten, um einen Effekt zu erzielen.
Eine Schwachstelle bei den Kreisregnern sind die äußeren Beete, das haben wir schon öfter vermittelt. Wie stark solltest du die äußersten Beete mit der Gießkanne nachgießen, damit sie ähnlich gut versorgt sind wie die inneren Beete Deiner Parzelle? Dazu folgendes Rechenbeispiel für eine kleine Parzelle:
Gehen wir davon aus, dass das die äußeren 20% Deiner kleinen Parzelle nicht optimal versorgt sind, sondern nur die Hälfte des Wassers abbekommen wie der Rest der Parzelle. Dann fehlen dort jede Woche 66 Liter (20% von 22 m² mit 50% von 30 Litern pro m²). Willst du diesen Wassermangel in Deiner Parzelle ausgleichen, so musst du auf die äußeren 4,4 Quadratmetern rund 7 Gießkannen pro Woche ausbringen.
Diese Mathematische Rechnung ist aber immer wieder in Frage zu stellen und die Prozent-Zahlen lediglich Annahmen, die auf unseren langjährigen Erfahrungen beruhen. Im Einzelfall spielen Windstärke und Windrichtung eine große Rolle und in Ausnahmen kann am Kreisrandauch mal mehr Wasser landen als in den inneren Bereichen des Gartenkreises. Fazit: Bevor du zur Gießkanne greifst, schnapp dir zuerst einen Spaten, schau in den Boden hinein und vergleiche den Rand deiner Parzelle mit der Mitte. Ist der Boden am Rand deutlich tiefer ausgetrocknet oder deutlich heller und leichter als in der Mitte, lohnt es sich händisch nachzugießen.