Gerade der ökologische Landbau stützt sich auf Prävention und Ursachenbekämpfung von Schädlingen und anderen Pflanzenkrankheiten.
Pflanze und Boden verfügen über teilweise sehr wirksame Mittel zur Krankheitsabwehr, die für den Menschen aber weitgehend unsichtbar bleiben. Die Schäden, welche durch Pflanzenkrankheiten oder sogenannte Schädlinge entstehen, führen in den seltensten Fällen zum Totalausfall der Ernte, sondern mindern den Ertrag meist qualitativ oder quantitativ. Erst das Überschreiten einer gewissen Schadschwelle sorgt dafür, dass der Mensch aktiv wird und – statt lediglich präventiv zu arbeiten – Akutmaßnahmen ergreift. Die Frage, wann diese Schwelle überschritten wird, ist abhängig von der Einschätzung des Menschen, der sich der Pflege der Gemüsepflanzen und der Ernte annimmt, denn die Vitalität oder Wuchskraft von Pflanzen hat großen Einfluss auf ihre Abwehrkraft gegenüber Krankheiten und Parasiten.
Um die Abwehrkräfte der Pflanzen zu stärken, bemühen wir uns um ihre ausgewogene Versorgung. Einseitigkeiten bei den Umweltfaktoren führen häufig zu einer Begünstigung von Krankheiten – entweder durch die Förderung der Schaderreger selbst, oder durch die Schwächung der Pflanze. Überversorgung, z.B. mit Wasser, Nährstoffen oder Licht kann sich dabei ebenso negativ auswirken wie eine Unterversorgung.
Fruchtfolge
Die meisten Krankheitserreger sind sehr wirtsspezifisch, das heißt, sie befallen häufig nur Pflanzen der selben Pflanzenfamilie. Bei der Fruchtfolge, also dem zeitlichen Nacheinander von Kulturen, werden möglichst optimale Zeitabstände zu den Pflanzen der gleichen Familie eingehalten.
Mischkultur
Bunte Mischkultur fördert Nützlinge und verlangsamt eine Ausbreitung von Krankheiten gegenüber einer Monokultur.
Aussaattermine
Mit der Wahl der geeigneten Aussaattermine wird auf die Bedürfnisse der Pflanzen geachtet – Krankheiten können so vermieden werden. Anhand der Bohnen lässt sich dies gut darstellen: Werden diese Ende April ausgesät, leiden sie häufig unter der Bohnenfliege; unter Umständen geht nur jeder dritte Samen auf. Sät man sie Mitte bis Ende Mai, haben sie zumeist wenig bis gar keinen Befall.
Förderung von Antagonisten
Viele Krankheiten und Schädlinge haben natürliche Gegenspieler, welche die Schaderreger massiv schwächen können. Ein Beispiel sind die viel gelobten Marienkäferlarven, die sich von Blattläusen ernähren und jedes Jahr den Mangold retten. Andere Mittel sind das Aufstellen von Greifvogelstangen gegen Wühlmäuse oder die Förderung von Igeln gegen Schnecken.
Aktivierung des Bodenlebens
Ein hoher Humusgehalt geht fast immer mit einem sehr aktiven Bodenleben einher. In der Literatur sind zahlreiche Beispiele der Bodenmikrobiologie bekannt, bei denen pflanzliche Schaderreger von Pilzen oder Bakterien, welche sich schon im Humus befinden, bekämpft werden. Somit können bei einem richtigen Kompostmanagement Pflanzenkrankheiten saniert werden.
Umweltbedingungen anpassen
Genauso wie jede Pflanze ihren passenden Cocktail aus Licht, Wasser und den anderen Nährstoffen benötigt, um zu gedeihen, tun dies auch die Schädlinge. Schnecken zum Beispiel lieben feuchte dunkle Stellen und zur Vermehrung brauchen sie geschützte Ecken im Boden. Diesen Plagegeistern begegnen wir im bauerngarten gleich zweifach: Erstens mähen wir wöchentlich unsere Wiese, was ihnen die feuchten Rückzugsräume nimmt. Darüber hinaus sorgt die mechanische Bodenbearbeitung dafür, dass die Entwicklung der Schneckeneier im Boden massiv gestört wird.
Sortenwahl
Hier setzen wir auf besonders robuste oder auch schnelle Sorten, die den Krankheiten gewissermaßen davonwachsen können.
Akutmaßnahmen
Wenn die Prävention versagt, bieten Akutmaßnahmen die Möglichkeit, die Folgen versäumter Missstände einzugrenzen und ihnen entgegen zu wirken. Für mache Krankheiten wie die Kraut- und Knollenfäule (vor allem bei Kartoffeln und Tomaten) sowie viele andere mikrobielle Erkrankungen gibt es zum Teil wenig Handhabe bei der akuten Bekämpfung. Vereinzelt gehören sie aber zum täglichen Gärtner- und Landwirtsleben dazu.
Hier einige Beispiele: Schädlinge abzusammeln ist gerade im Hausgarten bzw. in der Parzelle eine sehr effektive Methode – Kartoffelkäfer und Kohlraupen wie vom Kleinen und Großen Kohlweißling können so wirkungsvoll beseitigt werden. Ähnliches gilt für Schnecken: Hier können Bierfallen eingesetzt, oder am frühen Morgen die Tierchen von den Gemüsepflanzen abgesammelt werden.
Gegen die Kohlhernie, die uns im bauerngarten gerade Schwierigkeiten bereitet, hilft eine frühe Ernte der Kreuzblütler, also unserer Kohlpflanzen. Wichtig ist dabei, dass die Kohlwurzeln bei der Ernte aus dem Boden entfernt und getrennt von der restlichen Pflanze vom Acker gefahren werden. Denn wenn die Wucherungen an den Wurzeln beginnen sich zu zersetzen, werden die Dauersporen des Pilzes frei, die sich sehr lange im Boden halten können und im nächsten Jahr als Pilz die neuen Pflanzen befallen.