Liebe Bauerngärtnerin, lieber Bauerngärtner,
unsere Dozentin und ehemalige Kollegin Theresa Lehr hat, unterstützt von den werten Tutor*innen und Gartentelegramm-Autorin Emma, vergangenes Wochenende Workshops zu Säkulturenpflege und Aussaat an allen vier bauerngärten angeboten.
In dieser Nachlese findest du zahlreiche Informationen & Tipps zu den Themenkomplexen Aussaat und Säkulturen-Pflege. Dabei haben wir das Infovideos vom Vorjahr 2020 zu Bohnenaussaat und Möhrenpflege mit in die Nachlese aufgenommen. Also nicht wundern, wenn dort die Parzellen etwas anders aussehen als dieses Jahr. :-)
Gute Lektüre wünscht
Max & das bauerngarten Team
Pflege von Säkulturen
Freunde erkennen – Saatgutreihen ausfindig machen
Die Säkulturen im bauerngarten werden in einer recht schmalen Reihe von wenigen Zentimetern ausgesät. Die gesuchten Säkulturen befinden sich im Gegensatz zu den Ackerwildkräutern also nie im ganzen Beet, sondern ziehen sich in schmalen Bändern durch das ganze Gartenrund.
Säkulturen bestimmen
Den Anbauplan und die Säkulturen Galerie zur Hilfe nehmen und in den Beeten die Reihen finden. Bei Zuckererbsen und Radieschen sieht man die Blätter recht früh. Möhren und Pastinaken benötigen wesentlich länger, bis sie ihre ersten Blätter aus der Erde strecken und Zuckermais liegt so dazwischen.
Hacken
Mit der Hacke lässt sich der Beetbereich zwischen den Saatreihen sehr schnell durchhacken. Je näher du Dich mit der Hacke an die Saatreihen wagst, desto weniger Arbeit hast du in der nächsten Woche. Mit ein bisschen Übung kann man problemlos bis auf 2 cm an die Pflänzchen herangehen.
Am besten stellst du Dich dazu parallel zu den Reihen auf einen der Wege und nutzt die ganze Breite der Hacke, um die Randbereiche der Reihen vorsichtig abzuarbeiten. Im nächsten Schritt lässt sich das gesamte Beet dann ganz gut durchhacken, ohne dass du Angst haben musst, der Saatreihe zu nahe zu kommen.
Jäten
Nachdem der Zwischenbereich gehackt wurde, kann in der Reihe gejätet werden. Damit sollte erst angefangen werden, wenn die Beikräuter sich gut mit den Fingerspitzen greifen lassen. Wird jedoch zu lange gewartet, überwuchern die Beikräuter schnell die Kulturpflanzen, nehmen ihnen Licht und Nährstoffe und die Arbeit dauert dreimal so lange.
Aussäen
Hier sollen zunächst einige Kenngrößen definiert werden, welche sich auf den Saatgutgläsern befinden bzw. für das Aussäen wichtig sind:
- Saatabstand wird der Abstand zwischen den einzelnen Samenkörnern innerhalb der Säreihe genannt. Die meisten Aussaaten in der Parzelle sind in Reihensaat gesät: Radieschen, Zuckermais, Zuckererbse, Pastinake und Möhren.
Eine Besonderheit ist die Horstsaat also die Aussaat in kleinen Nestern, die besonders bei Kräutern und Buschbohnen üblich ist. Sie wird im Video gezeigt. - Saattiefe ist der Abstand des Samenkorns bis zur Erdoberfläche in Zentimetern. Liegen die Samen zu flach, laufen sie Gefahr, zu vertrocknen oder gefressen zu werden. Liegen sie zu tief, kann es sein, dass sie es nicht aus eigener Kraft bis ans Licht schaffen und verkommen.
- Reihenabstand ist der Abstand, welchen zwei Reihen voneinander haben sollten.
- Die Keimdauer entspricht der Dauer, die zwischen Aussaattermin und dem Auftauchen der ersten Keimblätter an der Oberfläche vergeht. Sie schwankt bei den Gemüsekulturen zwischen ca. 7 Tagen (Erbsen) und bis zu 21 Tagen (Pastinake).
Ziel bei der Aussaat ist es, den kulturspezifischen, von Gemüse zu Gemüse sehr unterschiedlichen Anforderungen möglichst gerecht zu werden.
Aussäen in 10 Schritten:
Um nichts zu vergessen empfehlen wir das Aussäen in 10 Schritten:
1. Hacken
2. Unkraut jäten und entfernen
3. Boden mit der Harke glattziehen und einebnen
4. Särille markieren (geht gut mit dem Werkzeugstiel)
5. Samen im gewünschten Abstand ausbringen
Bei feinen Sämereien wie Möhren, Cosmea etc. ist die Dosierung etwas knifflig. Dazu Samen auf die flache Hand legen und mit der anderen Hand vorsichtig in die Reihe streuen. Am besten dosieren lässt es sich, wenn das Saatgut mit Daumen und Zeigefinger gegriffen und wie beim Würzen in der Küche Korn für Korn gestreut wird. Das gelingt nur, wenn sich wenige Körner zwischen den Fingern befinden. Fallen die Samen nicht einzeln, sondern in Gruppen oder Haufen, unbedingt weniger Saatgut zwischen die Finger nehmen, so dass eine genauere Ausbringung gelingt.
6. Abstand zwischen den Samen nachmessen und gegebenenfalls anpassen. Ein Daumen entspricht ca. 2 cm, eine Handbreit ca. 10 cm, eine Spanne ca. 20 cm.
7. Markieren und Beschriften der Säreihe
8. Samen in der Säreihe gut andrücken
9. Rille vorsichtig auffüllen
10. Aufgefüllte Säreihe flächig andrücken und mit etwas darüber gestreuter Erde für Vögel unsichtbar machen.
Reihensaat
Bei der Sätechnik unterscheidet man verschieden Verfahren wie z.B. Breitsaat, Horstsaat oder Reihensaat. Die flächige Breitsaat kommt im bauerngarten nur bei Gründüngungen zum Einsatz. Die Horstsaat nutzen wir vor allem für Bohnen, Dill und Koriander. Alle anderen werden i.d.R. als Reihensaat angelegt.
Hier das Beispiel händische Reihensaat von Radieschen. Die wichtigsten der 10 Schritte als Fotos. Zu 5: Die Samen lassen sich gut, nachdem du sie verteilt und kontrolliert hast, mit dem Hackenstil andrücken.
Video zu Aussaat und Pflege von Säkulturen (Stand 2020)
Vereinzeln
Säkulturen werden in der Regel etwas dichter gesät als gewünscht, um das Risiko von Ertragsausfällen zu mindern. Damit jede Pflanze gesund und groß wird, ist es wichtig, sie rechtzeitig zu vereinzeln, damit jede Kultur ihren spezifischen Platzbedarf erhält:
- Möhren: 4 cm bzw. 25 Pflanzen/Meter
- Radieschen: 2-4 cm bzw. 30 Pflanzen/Meter
- Zuckermais: 30 cm bzw. ca. 3 Pflanzen/Meter
- Pastinake: 10 cm bzw. 10 Pflanzen/Meter
(Eine Daumenbreite entspricht ca. 2 cm.)
Nachsaat
Wenn die Zuckererbsen etwas zu licht sind oder du Deinen Mais aus Versehen gehackt hast, kannst du einzelne Samen nachlegen. Wenn der Bestand sehr lückig oder die Reihe komplett gehackt ist, lohnt sich eine Reihensaat. Beim Ausfindigmachen von Lücken sollte man und frau nicht zu genau sein. Vieles können die Pflanzen ausgleichen, und große Abstände kommen uns häufig durch besonders kräftige Pflanzen zugute.
Tipps und Tricks am Rande
Gartenneulinge neigen dazu, viel zu dicht und häufig auch zu tief auszusäen. Hilfreich ist daher, sich für die Aussaat wirklich Zeit zu lassen. Die ersten Male lohnt es sich, die Samen vor dem Aussäen nachzuzählen und dann nachzumessen: Die Pflanzabstände haben eine enge Verbindung zur Pflanzengröße: Wer Karotten eng sät und nicht vereinzelt, erntet orange Bleistifte.
In das für die Bohnen vorgesehene Beet passen unterschiedliche Kombinationen aus Edamame, Buschbohne und Stangenbohne. Schau Dir dein Beet gut an und beachte die Pflanzenabstände, um genau zu planen, wie viele Pflanzen von was in Dein Beet passen.
Säe am besten alles in einer Reihe, um den Pflanzenabstand zum Spinat und der roten Bete einhalten zu können.
Beispielweise passen folgende Kombinationen in eine kleine Parzelle:
- Eine Reihe Buschbohnen Horste mit jeweils 40 cm Platz zwischen den Horsten
- Mehrere Buschbohnen Horste und einzelne Edamame Pflanzen
- Zwei Stangenbohne Pflanzen
Natürlich kannst du auch eine Stangenbohne mit viel Platz, eine Edamame Pflanze und daneben noch eine Buschbohne aussäen. Hier ist es allerdings ganz gut Prioritäten zu setzen und sich erst mal auf eine Art Bohne (Stange oder Busch) zu konzentrieren.
Umsetzen
Um eine Pflanze möglichst schadfrei umzusetzen, sticht man in der Größe eines Erdpresstopfes die Erde mit einem Messer ab und setzt dann das Pflänzchen mitsamt der Erde um, drückt es in das vorbereitete Loch und gießt es gegebenenfalls an.
Relativ unkompliziert umsetzen lässt sich vor allem Zuckermais. Wurzelgemüse wie Pastinaken, Radieschen und Möhren sowie die Leguminosen Zuckererbsen und Bohnen mögen das hingegen nicht sehr gerne. Diese Kulturen sollten nachgesät werden.