Gartentelegramm 18/2022

Liebe Bauerngärtnerin, lieber Bauerngärtner,

vorab ein Hinweis an alle Ahrensfelde-Bauerngärtnerinnen und -gärtner: Gestern (Montag) Abend gab es einen Systemfehler in der Bewässerung, so dass einige Kreise nicht bewässert wurden. Der Fehler ist nun zum Glück behoben und die Beregnung der betroffenen Kreise (5,6,8,9,10,11) wird in diesem Moment (Dienstag später nachmittag/Abend) sukzessive nachgeholt. Es heißt also: „Vorsicht Wasser“, falls Euer Kreis mit dabei ist.

Der Sommer schreitet voran und wir befinden uns mitten in der nächsten Hitzewelle. Wer sich trotz Hitze in den bauerngarten wagt, sollte in den schattenlosen Beeten ausreichend Trinkwasser bei sich haben.
Die Beete schützt man am besten durch Mulchen von Rasenschnitt oder jetzt, wo dieser knapp ist, mit allen Pflanzenteilen (Möhrenlaub, Zwiebellaub etc.), die anfallen und die man nicht essen möchte/kann (nur Kohlwurzeln in den Kohlkompost). Das hält die Feuchtigkeit im Boden und schützt vor Erosion. Zur Erinnerung: alle Pflanzenreste sollen eh auf der Parzelle flächenverkompostiert werden und nicht wild an irgendwelchen Zäunen oder Ähnliches.

Die vorletzte Jungpflanzenlieferung ist erfolgt, und das alljährliche bauerngarten-„Sommerloch“ zwischen Bohnen und Jokerbeet füllt sich wieder mit Leben.

In diesem Gartentelegramm liest du eine Parzellenrundschau, einige Hintergrundinformationen zur Krautfäule an Kartoffeln und über die Mutterkartoffel, Infos rund ums Thema „Buschbohnen“ und noch Tipps zur Ernte und Lagerung von Zwiebeln.

Beste Grüße und ein gutes Überstehen der Hitzewoche,

Dein bauerngarten-Team

Parzellenrundschau

  • Noch stehen die Jungpflanzen bereit und sind sogar ein wenig kräftiger geworden, wer bis jetzt mit dem Einpflanzen in die Parzelle abgewartet hat, sollte es tun, bevor es so richtig heiß wird.
  • Die Rote Bete und Möhren werden in einigen Parzellen bereits kräftig beerntet. Bitte achte darauf, ob du Wühlmausspuren in Deiner Parzelle hast, dann heißt es bei allem Wurzelgemüse schneller sein als die kleinen Mitesser. Bei beiden Pflanzen können die Blätter mitgegessen werden.
  • Der Neuseeländer Spinat gewinnt dieses Jahr an vielen Stellen den Wettlauf gegen die Süßkartoffeln, was sich in der Ernte niederschlagen dürfte. Auch hier gibt es ein Paradox: Wer den Neuseeländer Spinat nicht so gerne mag, bekommt von Mutter Natur eine Extraportion serviert. Denn je größer die Pflanze wird, desto schneller liefert sie Blätter nach. Wenn du inzwischen festgestellt hast, dass du die Blätter nicht ganz so gerne magst wie die Knollen seiner Nachbarin, ist es unserer Meinung nach nicht verwerflich, ein paar Blätter zu mulchen.
  • Beim Mangold gilt ja bekanntlich Ähnliches. Es lohnt sich immer, die großen Blätter von außen samt Stiel abzubrechen. Falls die ältesten Blätter nicht mehr schön sind, brich sie trotzdem ab und nutze sie als Mulch. So hilfst du der Pflanze, sich zu verjüngen.
  • Die Bohnen sind je nach Aussaat-Termin und bauerngarten-Standort bereits am Zenit und sollten regelmäßig beerntet werden.
  • Der Mais sollte nicht näher an den Kreisregner wandern, ein Glück dass er nächstes Jahr wieder weiter außen steht. :-)
  • Die Gurken haben sich vielerorts gut entwickelt und freuen sich wie Zucchini – und Gärtner*innen –  über ein regelmäßiges Abernten. Andernorts haben bereits Ende Juni die Spinnenmilben begonnen dem Laub zuzusetzen. Diese saugen an der Blattunterseite und führen im bauerngarten dazu, dass die Gurken i.d.R den August nicht überstehen.
  • In Pankow welkt langsam das Laub vom Knoblauch weg, man kann also mit dem Ernten beginnen (ansonsten findet man die Knollen möglicherweise bald nicht mehr).
  • Ebenfalls in Pankow werden bereits viele der weißen Zwiebeln unten weich und matschig, das Laub liegt auch schon, hier kann schon großzügig geerntet werden.

Ackerbohnen und Buschbohnen

Dieses Jahr gab es für einige Gärtnernde eine ungeplante Bohnenüberraschung: statt Buschbohnen kamen Ackerbohnen aus der Erde, auch Dicke Bohnen genannt. Diejenigen, die die Pflanzen stehen gelassen haben, fragen sich jetzt natürlich, wie man sie erntet und verarbeitet.

Wenn die Schoten dick und grün sind, kann geerntet werden (das ist ab Juni/Juli der Fall.) Die Schoten werden aufgebrochen und die Kerne herausgepult. Wenn die Kerne bereits groß und dick sind, gibt es ein Häutchen, welches jeden Bohnenkern umgibt – wer das nicht mag kann dieses entfernen. Anschließend kann man die Bohnen direkt kochen oder davor einweichen lassen, um die Kochzeit zu verringern.

Wer die letzten Tage nochmal Buschbohnen ausgesät hat (jetzt werden sie aus den Werkzeughütten entfernt), hat sich vielleicht über die melierte Färbung des Saatgutes gewundert: und zwar haben wir zuletzt die Sorte „Sanguigno“ in einige Gläser gefüllt, deren Schoten ebenfalls eine hellgrün-rot melierte Färbung zeigen, die beim Kochen grün werden.

Kartoffeln und die Kraut- und Knollenfäule

Das Kartoffellaub ist inzwischen fast überall von der Kraut- und Knollenfäule gezeichnet, die durch Pilze der Gattung Phytophtora verursacht wird. Man liest allerlei schreckliches Zeug über diese Krankheit in Gartenratgebern, von Werkzeug desinfizieren bis Laub verbrennen. Fakt ist, dass die Kraut- und Knollenfäule der natürliche Tod einer Öko-Kartoffelpflanze in hiesigen Breiten ist. Früher oder später ist das Laub komplett verwelkt und die Knollen stellen das Wachstum ein. In der Regel zieht sich dieser Prozess im bauerngarten von Mitte Juli bis Mitte August. Sorgen sollte uns bereiten, wenn die Krankheit jedes Jahr einen Tag früher zuschlägt, was wir dank Fruchtfolge noch nicht beobachten konnten. Oder wenn die Ernte schlecht ausfällt. Glücklicherweise haben es die Knollen bisher jedes Jahr zu einer passablen Größe geschafft und den ein oder anderen Havelgärtner mag der Gedanke trösten, dass ohne die Krautfäule, die den finalen Erntestartschuss setzt, die Wühlmäuse vielleicht noch mehr von den Kartoffeln abbekommen würden, als sie eh schon bekommen.

Noch ein wichtiger Hinweis zur Kartoffelernte: Es kommt vor, dass die Mutterkartoffel, aus der die Pflanze entsteht und die normalerweise zur Ernte verfault und in der Mitte direkt unter der Pflanze hängt, intakt – also fest – bleibt. Sie ist aber durch ihre dunklere Färbung (und ihre Position) gut von den anderen zu unterscheiden. Sie kann nicht verzehrt werden, da sie aufgrund vom enthaltenen Solaningehalt ungenießbar/giftig ist.

Zwiebeln ernten und lagern

Keinem kann man es recht machen! Zumindest, wenn auf engem Raum 50 Kulturen dicht beieinander wachsen. Die Jungpflanzen hätten gerade am liebsten drei mal pro Woche Regen, die Zwiebeln, Tomaten und Kartoffeln würden sich über drei Wochen Trockenheit freuen. Aber so ist das in Pflanzengemeinschaften und am Ende zählt, dass wir einen guten Kompromiss finden, der die Beete und Bäuche füllt.

Die Zwiebelknollen färben die äußerste Schicht golden und haben ihr Wachstum eingestellt. Das Laub trocknet dabei weiter ein, bis es ganz abgestorben ist. Als lagerfähig gelten die Zwiebelknollen, wenn ihr Hals komplett eingetrocknet ist. Das dauert immer ein bis zwei Wochen länger als beim restlichen Laub. Jedes Jahr verlieren wir im bauerngarten ein paar Knollen an die Fäulepilze.

Wer dem vorbeugen will und zudem einen geeigneten luftigen Lagerort hat, geht wie folgt vor:

  • Sobald das Laub sich hingelegt hat und begonnen hat, einzutrocknen, können alle Zwiebeln geerntet werden.
  • Nachdem sie aus dem Boden gezogen sind, werden sie flächig ausgelegt und können 1-2 Wochen im Beet nachtrocknen. Wichtig ist dabei, dass sie nicht zu eng liegen.
  • Nach etwa einer Woche ist das Laub in einem Zustand, in dem sich prima Zwiebelzöpfe flechten lassen. Unerschrockene können das hier lernen (Youtube eine Minute auf Schwitzerdütsch). Der Vorteil am Zopf ist, dass sich die Zwiebeln z.B. an den Balkon hängen lassen und dort nachtrocknen können.
  • Alternativ kannst du sie in einer luftigen Kiste einlagig stapeln und an einem trockenen, warmen und gut durchlüfteten Ort nachtrocknen.

Wem das die Mühe nicht wert scheint, das ist völlig okay. Je nach Jahr gibt es im bauerngarten Ausfälle von 1-20%, es sollte auch so reichlich Zwiebeln geben. Hat jemand eigentlich schon Knoblauch geerntet?

Termine

Workshop

Beim letzten Ackerkurs dieser Saison will Max mit euch über den Einsatz von Zwischenfrüchten reden, die wir in der zweiten Saisonhälfte überall dort aussäen können, wo Lücken in der Pflanzendecke entstehen. Dabei wollen wir verschiedene Zwischenfrüchte aussäen und über Vor- und Nachteile möglicher Zwischenfrüchte diskutieren.