da kann man schon ein bisschen wehmütig werden. Doch zum Glück hatten das Weinen die Wolken übernommen, so konnten alle anderen gut gelaunt und unbekümmert eintrudeln. Und es waren trotz der himmlischen Tränenflut erfreulich viele gekommen, um von Anna allerlei Interessantes und Nützliches zum Thema „Obstgehölze“ zu lernen. Selbst ein Turmfalke schwebte immer mal wieder dicht über uns hinweg und machte lange Ohren. Zum Fotografieren kamen wir allerdings nicht wirklich, da wir neben Zuhören überwiegend mit Nasswerden beschäftigt waren. Das war natürlich ungünstig, aber nicht zu ändern. Zugehört haben wir dafür umso eifriger und werden versuchen, das Gehörte mal kurz zusammenzufassen:
Treffpunkt war in der Obstbaumallee zwischen den Kreisen, da lag es nahe, zuerst über die Bäume zu sprechen. Und wo fängt man da an? Genau, bei den Regenwürmern … Das die wichtig sind, wissen wir alle. Das es sie in verschiedenen Größen gibt, ist vielleicht weniger bekannt. Da wären die kleinen, welche dicht unter der Oberfläche rumwuseln, auch Kompostwürmer genannt. Je tiefer in der Erde die kleinen Helfer wohnen, desto größer werden sie und desto seltener bekommt man sie zu Gesicht. Kleiner Sprung zurück zum Baum: um den Stamm herum sollte möglichst eine Baumscheibe angelegt werden (so ca. 1,5 m im Durchmesser, kommt natürlich auf die Größe des Baumes an). Das bedeutet, dass dieser Bereich von Beikräutern freigehalten wird, damit sich der Baum ungestört an Nährstoffen, Licht, Wasser, Luft erfreuen kann. Man kann sie mulchen, da sind wir dann wieder bei den Würmern, die aus dem Mulch feinen Humus machen.
Nun geht es höher und zum praktischen Teil, dem Beschneiden. Ganz pauschal und herrlich einfach gesagt, sollte man bei Obstbäumen alle Zweige/Äste wegschneiden die nach oben, nach innen und nach unten wachsen. Warum, wieso, weshalb? Na, nach oben sind es Ausreißer, da kommt man dann irgendwann nicht mehr ran und das Ernten der dann bestimmt riesigen Früchte gestaltet sich schwierig. Nach unten hängt der Ast schnell durch und schwächelt, nach innen kommen sich nur alle in die Quere und nehmen dem Baum die Luft.
Wir haben mal aus unseren Archivkisten ein Foto rausgekramt, auf dem man – wie wir hoffen – die verschiedenen Wuchsrichtungen ganz gut erkennen kann
Idealerweise – und wenn der Baum so nett ist, einem so etwas anzubieten – schneidet man den in eine ungewollte Richtung wachsenden Ast kurz nach einem abzweigenden Zweig, der gerade ausgerichtet ist. Das nennt man Ableiten. Ableiten bedeutet, dass die Kraft vom Baum dann in den horizontal wachsenden Zweig „abgeleitet“ wird. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Fruchtholz – welches man daran erkennt, dass es sehr knubblig ist (und daran, dass Anna darauf zeigt) – was nach oben abgeht, sollte allerdings eher nicht abgeschnitten werden. So, eh wir uns jetzt hier total verfransen, kommen wir lieber zum Zeitpunkt des Rückschnitts: Kirschbäume idealerweise nach der Ernte bis in den August hinein beschneiden und danach möglichst nicht. Apfelbäume vertragen jetzt einen Rückschnitt, das wäre ja dann auch mehr oder weniger nach der Ernte.
Abschließend zum Thema Obstbäume noch ein Tipp zum Schutz: eine Mischung aus Lehm, Quark und Leinöl auf dem Stamm aufgetragen vermeidet, dass sich dieser bei Sonneneinstrahlung zu schnell erwärmt und fröhlich die Säfte steigen lässt. Wenn danach wieder frostige Tage kommen, würde das nämlich gefrieren: gar nicht gut.
Ein letzter Blick zu den Bäumen, die ebenfalls gespannt zugehört hatten (und nun kollektiv erleichtert aufatmeten, dass wir uns nicht sofort über sie hergemacht hatten) dann ging es zu den Sträuchern. Dazu mussten erstmal alle durch das nasse Gras zu unserer mittlerweile recht stattlichen Hecke patschen. Als erstes kam die Schwarze Johannisbeere dran. Woher wir wussten, dass es die Schwarze Johanna war? Einfach am Blatt oder Stamm reiben und riechen: es duftet so intensiv nach dieser aromatischen Beere, dass einem glatt das Wasser im Mund zusammenläuft … So einfach das Identifizieren war, tja, so einfach ging es leider nicht weiter. Denn: die Schwarze Johannisbeere trägt Früchte am vorjährigen Holz. Also, was dies Jahr an Zweigen gewachsen ist, dran lassen, dann kommen da nächstes Jahr – wenn alles gut geht – schöne schwarze Trauben. Allerdings erkennt man nun doch nicht ganz so schnell, was neu und was alt ist, da hilft Geduld und immer wieder vergleichen, irgendwann hat man den Dreh raus. Damit die Jungspunde nun genug Platz haben und ordentlich versorgt werden, sollte das alte Holz weggeschnitten werden. Die Faustregel ist hier: bis auf 8 Triebe alles zurückschneiden. Also bis auf 8 frische Triebe … und Zurückschneiden bedeutet konkret, erstmal unter und um den Busch herum am Boden alles freiräumen um genau zu orten, wo ein Trieb anfängt und ob nicht die drei Triebe, die man oben sieht, unten nur einer sind. Ein großer Spass, wenn man Freude an kniffligen Sachen hat. Und wie immer ist es ein Richtwert: es können auch ein paar Triebe mehr stehen bleiben.
Dagegen sind rote und weiße Johannisbeeren wirklich easy zu händeln: Einfach freischneiden, die tragen an allen Hölzern, ob nun frisch gewachsen oder schon was älter. Platz für Luft und Licht schaffen, darauf achten, dass sich die Triebe nicht aneinander reiben oder kreuzweise wachsen und sich auf eine reiche Ernte im nächsten Jahr freuen.
So weit, so gut. Hatten wir erwähnt, dass es eine kurze Zusammenfassung wird? Anna hat natürlich bedeutend mehr und ausführlicher und vor allem fachlich fundierter erzählt. Als Bonus konnten wir uns von den Rückschnitten jeder ein paar Stecklinge mitnehmen, garniert mit den entsprechenden Tipps zum Einpflanzen. Wir werden berichten … und bedanken uns ganz doll bei Anna, die uns so schön anschaulich und geduldig in die Welt des Obstgehölzschnittes eingeführt hat: Falls irgendwas falsch ist oder etwas gar nicht von uns erwähnt wurde, so ist das ganz allein unserer Saumseligkeit zuzuschreiben.
Nach einer herzlichen Verabschiedung huschten wir noch schnell zu unserer Parzelle, um wenigstens noch ein wenig zu ernten, für mehr waren wir wahrlich zu durchgeweicht. Trotz des grauen Himmels – oder vielleicht auch gerade deswegen – leuchtete wieder alles im schönsten Grün:
Von dem bombastischen Grünkohl hatten wir schon eine Woche vorher ein paar erste Blätter mitgenommen und mit Spaghetti geschmaust: absolut empfehlenswert.
Von dem ebenfalls unglaublichen Eichblattsalat haben wir diesmal einen kompletten Kopf eingesteckt
keiner will es wahrhaben, aber das Resteplündern rückt näher und näher, da will man nicht plötzlich einen ganzen Sack Salat in der Küche stehen haben (auch wenn er sich ja erstaunlich lange hält). Zum Salatkopf dann ein paar Tomaten, dass passte auch farblich gut.
Die Zucchini tut zwar überwiegend niedergeschmettert, aber wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass sie unverdrossen weitermacht, nur halt einfach in klein:
Schick, oder? Weniger schick war der Anblick, der sich uns beim Mangold bot:
Wir sollten langsam über einen Namenswechsel nachdenken. Auch wenn es eher der Fresslust unserer pelzigen Freunde als mangelnder Pflege geschuldet ist: so sollte es definitiv nicht im Beet von Mangoldfreunden aussehen …
Schnell weiter und als Trost die ersten Früchte der Minigurke genascht:
Wir hätten echt nie damit gerechnet, das wir von unserer tapferen Pflanze diese Saison wirklich noch mit richtig grossen Früchten verwöhnt werden, nomnom …
Was noch?
Schon am letzten Wochenende hatten wir zwischen all dem Grün diese kleinen Burschen entdeckt:
feschen Portulak. Hübsch anzusehen und aromatisch. Wir sind wieder einmal baff, wie lange Pflanze durchhalten können, um dann ruckzuck auszutreiben, sowie sie eine Chance dazu wittern. War doch unser Kreis letztes Jahr offiziell beurlaubt, da wird sich der kleine Salat wohl von 2021 rübergeschummelt haben.